Das Turnier in der Aachener Soers — das weiß jeder, der schon einmal dort gewesen ist, egal, in welcher Rolle — ist ein ganz besonderes Sportfest, und den Großen Preis von Aachen zu gewinnen, hat etwas Legendäres an sich. Mir ist diese Ehre das letzte Mal 2008 zuteil geworden, und obwohl ich schon zehnmal auf der Siegertafel am Richterturm des großen Stadions stand, wollte ich wirklich gerne noch einmal dort hin. Allerdings hatte ich mit der Dänin Catherine Dufour, mit der Amerikanerin Laura Graves und mit meinem Team-Kameraden Sönke Rothenberger diesmal gleich drei sehr junge, sehr ehrgeizige Verfolger im Nacken, deshalb war der Weg zum Sieg eine echte Herausforderung — die ich mit großer Freude angenommen habe. Ich fühle mich durchaus inspiriert, wenn wir Reiter uns gegenseitig anspornen, unser Bestes zu geben, und es macht die Sache spannend für die Zuschauer.
Nachdem also gestern im Special schnell klar war, dass sich Weihegold in dieser Prüfung, die sie seit Rio nicht mehr gegangen ist, unsicher fühlte, bin ich die Prüfung etwas gebremst geritten, um die Stute nicht noch mehr aus der Fassung zu bringen. Das hat mich zwar gestern den Sieg gekostet, aber heute in der Kür hat es sich ausgezeichnet, und sie konnte ihre Stärken voll ausspielen. Ich glaube, dass im Moment kein anderes Pferd die Piaffe-Passage-Tour so beherrscht wie sie; sie ist noch ausgereifter als in Omaha. Schön, dass das auch die Richter so sahen: Als Chefrichterin Evi Eisenhardt in der Pressekonferenz gefragt wurde, in welchem Moment sie heute am liebsten eine 11 vergeben hätte, hat sie mit ihrer Antwort nicht lange gezögert und meine Übergänge genannt. Ich persönlich hatte das Gefühl, für 90% unterwegs zu sein, aber mit meinem Ergebnis knapp d
arunter bin ich auch zufrieden.
Weihe bekommt nun erst einmal etwa zehn Tage etwas Pause, eine Zeit, in der ich sie nur ein bisschen gymnastizierend arbeiten werde — und danach geht das Training dann Richtung Europameisterschaft. Dort wird zwar Laura Graves nicht dabei sein, aber Cathrine Dufour. Und auf Sönke als starken Partner im Team freue ich mich genau so wie als Konkurrent in den Einzelwertungen.
Jetzt genieße ich aber noch ein wenig das Hochgefühl von Aachen und bedanke mich beim Publikum, bei den Veranstaltern und bei den unzähligen ehrenamtlichen Helfern, die dieses Turnier immer wieder zu einem Ereignis machen: Es war grandios!