
Ich wünsche viel Freude beim Lesen
– Isabell Werth
„Man kann es ein Duett nennen“
Frage: Evi Simeoni, Sie sind Co-Autorin von „Vier Beine tragen meine Seele , dem Buch, das erstmals den Werdegang von Isabell Werth, der erfolgreichsten Dressurreiterin der Welt, nachzeichnet. Was fasziniert Sie an Isabell Werths Verhältnis zu Pferden?
Antwort: Leider ist bei meiner eigenen Reiterei die Begeisterung sehr viel größer als das Können. Ich würde viel darum geben, wenigstens für eine Stunde ein Pferd einmal so zu erleben wie sie. Ihre Verbindung zu diesen Tieren ist etwas ganz besonderes, eine Gabe, die auch für viele andere professionelle Reiter unerreichbar ist. Ich kann es nur mit dem Blick von außen beschreiben: Es scheint auf einer ganz unbewussten Ebene zu laufen. Sie schafft es, sich auf die Frequenz der Pferde zu schalten, und zwar ganz individuell. Darum macht es auch so viel Spaß, sie von ihren Pferden erzählen zu hören. Sie erklärt mühelos Dinge, die man als normal Sterblicher nur ganz bruchstückhaft wahrnehmen kann.
Frage: Berührt Sie das Verhältnis zwischen Isabell Werth und einem bestimmten Pferd ganz besonders?
Antwort: Darauf habe ich sogar zwei Antworten. Ich finde es faszinierend, wieviel es ihr bedeutet, wenn Pferde ihren Charakter deutlich zeigen, auch in Form von Übermut oder Widerstand. Ich sage nur mal: Johnny. Oder Satchmo. Ich habe sie noch nie auch nur ein einziges unfreundliches Wort über ihre Pferde sagen können. Wenn etwas schief geht, schimpft sie nicht auf ihr Pferd, sondern überprüft sich selbst. Warum habe ich ihn oder sie nicht erreicht? Warum habe ich nicht besser hingehört? Das ist eines von Isabells Erfolgsgeheimnissen: Ihre Pferde sind zwar meistens keine perfekten Dressurpferde, aber sie haben ihrer Ansicht nach keine Fehler. Was mich zu der zweiten Antwort führt: Die Andacht, mit der sie das überragende Talent von Bella Rose würdigt, hat etwas geradezu Ergreifendes.
Frage: Sie kennen als Sportreporterin viele erfolgreiche Leistungssportler. Was beeindruckt Sie so besonders an Isabell Werth, dass Sie ihr ein Buch widmen wollten?
Antwort: Es ist die Aufgabe, die sie sich als Reiterin selbst stellt. Isabell ist auf den Erfolg fokussiert wie alle Leistungssportler. Die Härte und Kompromisslosigkeit, die eine Grenzleistung im Sport verlangt, sind mir manchmal immer noch unheimlich. Meine beiden Romane handeln von Sportlern, die ihren Willen gegen sich selbst richten. Isabell aber muss sich einem sehr starken Korrektiv fügen: Ihre Pferde setzen ihr Grenzen. Sie kämpfen für sie, manche würden ihr letztes Hemd geben, aber sie sind eben Pferde mit ihren eigenen Bedürfnissen. Die Kombination aus Isabells riesigen Kampfgeist und ihrem enormen Einfühlungsvermögen ist etwas Faszinierendes.
Lesen Sie hier den zweiten Teil des Interviews