Von der Musik getragen …

Dass ich den sportlichen Teil eines Tages mit einem Spaziergang durch das Dressurstadion in der Aachener Soers beginne und ihn auch so beende, habe ich noch nie erlebt: Der erste Gänsehautmoment dieses rundum wunderbaren 21. Juli war der Soundcheck meiner neuen Kür für Bella Rose. Morgens früh allein durch das Viereck zu gehen, die Kür vor dem inneren Auge, während die Musik dazu die Klangbilder in das noch leere Stadion malt – einfach schön!

Dann die Kür selbst. Was soll ich sagen? Das, was ich mir ausgemalt hatte, ist Wirklichkeit geworden. In diesem Stadion zu reiten, ist immer besonders, aber diesen Ritt werde ich nicht vergessen. Er war wie aus einem Guss, Bella Rose hat all ihren Ehrgeiz in Ausdruck verwandelt, und die Musik hat sie und mich durch das Stadion getragen. Bei der letzten Mittellinie haben 6500 Menschen mitgeklatscht und uns weiter beflügelt. Stehende Ovationen … perfekt!

Mit 90 Prozent habe ich also zum dreizehnten Mal den Großen Preis von Aachen gewonnen … ach ja, und dann war da noch eine Zahl: Der 21. Juli 1969 war nicht nur der Tag der ersten Mondlandung; es war auch der Tag, an dem ich zur Welt gekommen bin. Zum fünfzigsten Geburtstag gab es eine Extra-Ehrung im Stadion, inklusive Ständchen der 6500, gigantischer Geburtstagstorte, Besuch von Ursula von der Leyen, der die Europa-Hymne in meiner Kür hoffentlich gefallen hat … und eben zum Schluss meinem zweiten Spaziergang durch das Stadion, nicht mit Bella Rose, dafür mit einem Rosenstrauß.

Zwar ist nach dem Turnier selbst jetzt schon wieder vor dem Turnier, denn am kommenden Wochenende geht es mit Weihegold nach Cappeln. Aber auch wenn nicht viel Zeit zum Innehalten und Genießen bleibt, Zeit für eins ist immer: Ein Danke von Herzen an alle, die mir auf meinem Weg zur Seite gestanden haben. Jetzt geht er weiter, ich bin neugierig, wohin.

 

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