Wie heißt es so schön – wenn man nicht alles erlebt hat, war man nicht dabei? Was ich allerdings heute im Special der Nationenpreis-Tour in Aachen erlebt habe, hätte ich nicht gebraucht. Dabei war die Welt morgens um sieben bei meiner Schrittrunde mit Quantaz im Stadion noch ganz in Ordnung gewesen; der Focus nach der wunderschönen Verabschiedung von Bella Rose wieder auf den Wettkampf gerichtet. Und auch unsere Prüfung ging super los, viel besser als am ersten Tag, und wir waren der Führenden Cathrine Dufour dicht auf den Fersen, als es auf der Zweierwechsel-Diagonale plötzlich klingelte. Ich dachte, das kommt aus einem anderen Stadion, und auch die Bundestrainerin rief mir zu, reite weiter, du bist nicht gemeint. Dann wiederholte sich das Klingeln, und als die Chefrichterin aus ihrem Häuschen kam, wusste ich, was los sein musste: Quantaz hatte sich von innen auf die Wange gebissen, und der Schaum an seinem Maul war etwas blutig. Damit waren wir ausgeschieden.
Jetzt habe ich also auch diese Erfahrung einmal gemacht, und ich hoffe, es bleibt das einzige Mal. Wir waren auf einem so guten Weg, und dem Pferd fehlt zum Glück nichts – vor allem tut es mir leid für’s Team, dass ich meinen Beitrag nicht leisten konnte.
Um so schöner die Solidarität, die mir bei der Pressekonferenz von den anderen entgegengebracht wurde. Von Benjamin Werndl, der sagte, es wäre immer sein Traum gewesen, einmal mit mir im Team zu reiten, und der meinte, er hätte nicht Mannschaftsgold verloren, sondern Silber gewonnen (wo er recht hat …). Und von Cathrine Dufour, die sich halb ironisch ärgerte, mich nicht im Wettbewerb besiegt zu haben, sondern durch mein Ausscheiden (was für ein Kompliment!).
Da ein Unglück selten allein kommt, hat sich Superb gestern in der Box festgelegt und sich dabei wohl einen Muskel gezerrt. Damit entfiel für uns beide auch der Start in der CDI-Kür, auf den ich mich wirklich gefreut hatte, und Aachen 2022 war für mich die sprichwörtliche Achterbahn der Gefühle …
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